„Arbeit ist auch nur das halbe Leben!“

Wie wichtig ist es Ihnen, neben Ihrer Karriere auch noch Zeit für ihre Familie oder Hobbies zu haben? Aufgrund veränderter Werte, Normen und Strukturen in der digitalen Arbeitswelt wird Nichtarbeitsbereichen eine zunehmende Bedeutung zugeschrieben. Das aktuelle Konzept der Nonwork Orientations (NWOs) – eine Erweiterung der Work-Life Konstrukte – bildet diesen Wandel ab, welche als die individuelle Bedeutung von Nichtarbeitsrollen (Familie und Privatleben) in Relation zur Arbeitsrolle definiert werden.

Diese steigende Bedeutung von Nichtarbeitsrollen und die neue Konzeption der NWOs werfen die Frage nach der Beziehung zwischen NWOs, Karriere- und Lebenszufriedenheit auf: Bestimmen NWOs, wie zufrieden wir mit unserer Karriere oder unserem Leben allgemein sind? Oder sind NWOs von Karriere- und Lebenszufriedenheit abhängig?

Basierend auf der conservation of resources theory investieren Personen mit hohen NWOs viele Ressourcen in Nichtarbeitsbereiche, sodass Ziele in diesen Domänen wahrscheinlicher erreicht werden. Dadurch werden Ressourcen und positive Affekte entwickelt, welche die Wahrscheinlichkeit des Erreichens von Zielen in dem Arbeitskontext steigern, sodass die Karrierezufriedenheit erhöht wird. Zu einer Steigerung der Lebenszufriedenheit kommt es durch eine erhöhte Anzahl potentieller Erfolgserlebnisse aufgrund hoher NWOs. Bis zu diesem Punkt entspricht dies der gängigen Sichtweise der Literatur: Karriere- und Lebenszufriedenheit als Outcomes von Work-Life Konstrukten.

Laut dem Erwartungs-Wert Modell leistungsbezogener Entscheidungen beeinflussen sich Kompetenzerleben und Interessen gegenseitig, wodurch eine hohe Karrierezufriedenheit die Interessen vor allem auf die Arbeitsdomäne lenkt und NWOs senkt. Basierend auf der career construction theory sollte eine hohe Lebenszufriedenheit die Ausprägung der NWOs stabilisieren, unabhängig davon, ob niedrige oder hohe NWOs vorliegen, da eine hohe Lebenszufriedenheit den Erfolg einer Strategie signalisiert.

Mithilfe eines cross-lagged Strukturgleichungsmodells wurden die Daten deutscher Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgewertet. Wir fanden heraus, dass Personen, die die Familie aktiv in ihrer Karriereentwicklung berücksichtigen, eine geringere Karrierezufriedenheit berichten als Personen, die dies nicht tun. Außerdem konnten wir herausfinden, dass eine hohe Lebenszufriedenheit mit einem hohen Stellenwert der Familie in Relation zur Karriererolle zum zweiten Messzeitpunkt einhergeht. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass beide Perspektiven für die Untersuchung der Wechselwirkungen von Work-Life Konstrukten, Karriere- und Lebenszufriedenheit relevant sind und beachtet werden sollten, und stellen somit bedeutsame Informationen bezüglich der Karriereentwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses bereit.

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